Begriff

Störung

Aus dem Begriffsfeld Selbst/Ermächtigung
  • Beschreibung von Silke Ballath, Tabea Becher, Anika Dorn, Hannah Sue Kleindienst, Friderike Koal, Kimi Krauspe, Benjamin Michael Lehmann, Sophie Scharonin

    Eine Störung ist eine Abweichung von einer imaginären Alltags-Ordnung und wird unterschiedlich positiv oder negativ wahrgenommen. Sie kann gewohnte Situationen, Erwartungen und Rahmenbedingungen unterbrechen. Sie kann Kontinuitäten diskriminierender und kolonialer sowie machtvoller Strukturen, aber auch Ungleichheitsverhältnisse unterbrechen. Wie wird die Störung wahrgenommen? Ihre wahrgenommene Intensität ist unterschiedlich stark, je nach Kontext, Situierung und Position. Eine Störung verschiebt die Aufmerksamkeit, sie kann behindern und ermöglichen.

  • Beschreibung von Sophie Scharonin

    Eine Unterbrechung kann als positiv überraschend, vermeintlich oder aber bewusst pausierend wahrgenommen werden. Eine Störung hingegen entspricht allerdings nicht beendeten/pausierten Handlungssträngen, sondern wiederum Handlungen, durch die sich eine Substanz oder Person(-engruppe) bei der Vollziehung ihrer Tätigkeiten/Ambitionen/Vorhaben/Werte negativ beeinträchtigt/ behindert fühlt. 

  • Beschreibung von Benjamin Michael Lehmann

    Eine Störung interagiert destruktiv mit der Kommunikation. Sie verhindert die Weitergabe von Informationen und das Pflegen von Beziehungen. Dabei gibt es zwei Typen: erstens die Störung mit Störabsicht, in der es nur darum geht jemanden zu behindern, aus Lust am Stören oder anderen niederen Gründen; zweitens die Störung die eigentlich ein verzweifelter Kommunikationsversuch ist, zum Beispiel, weil sich die betreffende Person nicht anders zu helfen weiß.

  • Beschreibung von Friderike Koal

    Eine Störung ist eine Unterbrechung eines gewohnten Ablaufs oder einer bestimmten Handhabung, die die Grenzen einer anderen Person oder Personengruppe überschreitet. Was jemanden stört, ist sehr individuell und hängt stark von Erwartungen und Gewohnheiten ab. Gleichzeitig kann eine Störung auch für die störende Person selbst notwendig sein – möglicherweise als eine Art, die eigenen Grenzen und Bedürfnisse sichtbar zu machen und durchzusetzen. Eine konsequente Störung zwingt die Gestörten dazu, sich mit dem Problem der störenden Person auseinanderzusetzen. Sie ist also auch ein Werkzeug, um Missstände aufzuzeigen.

  • Beschreibung von Tabea Becher

    Eine Störung bringt mich aus dem Konzept. Es ist ein Moment, der mich dazu zwingt zu unterbrechen. Beispielsweise wenn ich aufhöre zu arbeiten, weil ich mich nicht mehr konzentrieren kann, wenn jemand neben mir zu laut kaut. Störungen können aber auch Hinweise sein. Hinweise für eine Lehrkraft, dass Aufgaben für Lernende unter- oder überfordert sein können. Ein Hinweis auf eine Ungerechtigkeit, der sich durch eine Störung des Alltags zeigt. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen.

  • Beschreibung von Anika Dorn

    Meinem Empfinden nach hängen Störungen eng mit Erwartungen zusammen. Mit der vermeintlichen, individuell wahrgenommenen bzw. systematisch proklamierten Sicherheit zu wissen, was kommt. Und dann kommt es eben doch anders. Ganz gleich, ob die Erwartung dabei bewusst aufgebaut wurde oder unterbewusst mitschwingt, ob die Störung bewusst initiiert wurde oder unbewusst passiert. Störungen verschieben die Aufmerksamkeit. Verschaffen sich Gehör. Sie gehen gegen den Strich, sind die Laufmasche im Gewebe, der Fehler im System. Chance? Gefahr?

  • Beschreibung von Silke Ballath

    Störungen würde ich als Unterbrechung beschreiben. Was jedoch unterbrochen wird und wie diese Unterbrechung wahrgenommen wird, scheint mir sehr individuell. Eine Störung kann also eine Situation, eine Gewohnheit, eine Reproduktion, Kontinuitäten diskriminierender und kolonialer sowie machtvoller Strukturen, aber auch Ungleichheitsverhältnisse unterbrechen. Nun stellt sich mir die Frage, wie gehen Menschen mit Störungen um? Können Störungen als Möglichkeit wahrgenommen werden? Sind Störungen Impulse, um bestehende Strukturen zu hinterfragen, zu erforschen, zu entlaven, zu erkennen?

  • Beschreibung von Kimi Krauspe

    Eine Störung ist eine unerwartet auftretende Unterbrechung des guten Flusses eines vorherrschenden Handlungstranges. Störungen können in unterschiedlichster Intensität und Ausprägung auftreten. Charakteristisch macht sie aber das unerwartete Auftreten und die Schwierigkeit, eine angemessene Reaktion zu finden und zu vermitteln.



  • Beschreibung von Hannah Sue Kleindienst

    Eine Störung ist eine Abweichung von einer imaginären Alltags-Ordnung, welche von jeder Person anders definiert und wahrgenommen wird. Diese Abweichungen von meist starren und veralteten Regeln werden größtenteils als negativ und respektlos wahrgenommen. Störungen können teils unterbewusst ausgeführt werden, sind jedoch auch bewusst notwendig, um sich (non)verbal über ein Missfallen zu äußern, auf Missstände aufmerksam zu machen und sich Gehör zu verschaffen.