Beziehungsweisen rücken die Vielfalt sozialer Verbindungen in den Fokus. Verstanden als Gegenseitigkeit und Wechselseitigkeit sind sie eine grundlegende Eigenschaft des Zusammenlebens. Unterschiedliche Perspektiven und Akteur*innen werden gleichermaßen beteiligt, beeinflussen sich gegenseitig oder reagieren aufeinander. Ein Denken, das Gegenseitigkeit in den Mittelpunkt stellt, kann Wahrnehmungskonventionen stören und spekulative Fabulationen experimentieren. Gegenseitigkeit ist politisch, wenn Gesellschaften als Zusammenschluss sozialer Relationen gedacht werden.
Es ist leicht, fiktive Welten zu erfinden, aber schwieriger, sich in die Lage eines anderen Menschen zu versetzen. Sich in die Lage eines anderen zu versetzen bedeutet, die möglichen Beziehungen zu erkennen, die uns verbinden, und gleichzeitig zu erkennen, dass man nicht der andere ist. Die Vorstellungskraft aktiviert die Wahrnehmung gemeinsamer Kontexte und gleichzeitig die Unreduzierbarkeit jeder Existenz und ihres besonderen Blickwinkels. (Garcés 2022, 20).
Garcés, Marina (2022): Mit den Augen der Lernenden. Wien: Turia + Kant.