Wer übernimmt die Verantwortung? Wie habe ich mich als störende oder gestört werden Person gefühlt? Was hätte ich mir gewünscht, wie damit umgegangen wird? Die kollektiv erarbeitete Partitur hält in einer vielstimmigen Audiospur Reflexionsgedanken fest, die aus dem gemeinsamen Experiment Alltagsungehorsam hervorgegangen sind. Das Experiment wurde im Wintersemester 2024/25 von Silke Ballath, Tabea Becher und Rike Koal als Element eingeführt, mit dem Teilnehmende ihres gemeinsamen Seminars Manifest – Zusammenleben unterschiedlicher Lebensformen im Kontext Schule aktiv dazu eingeladen waren, die Seminarsitzungen zu stören.
Audiospur zur kollektiven Partitur zum Alltagsungehorsam, 2025: Notation
Ziel dieses Experiments war es, sich für eine spezifische Sitzung eine Störung auszudenken, sie umzusetzen und sie am Ende gemeinsam zu reflektieren. Das war zum Beispiel ein lautes Schlürfen, ein durchdringendes Summen, gestapelte Stühle, die als Sitzturm dienten, eine sich auf den Boden schmeißende Person, Schminken im Seminar, Kuli klicken, Miauen, Nachplappern, ein unaufhaltsames Fragenstellen u.a. Diskutiert haben wir viel über das Ausloten der eigenen Grenzen, das Erlebnis zu stören oder gestört zu werden sowie die Bedeutung des aktiven Zuhörens.
Immer wieder stand die Frage im Raum: Muss nicht die Dozentin/Lehrperson die Verantwortung für die Störung übernehmen? Und wer trägt die Verantwortung, wenn die Dozentin/Lehrperson die Störung nicht wahrnimmt? Was bedeutet Verantwortung überhaupt? Und kann das Format des Alltagsungehorsams auch in einem schulischen Rahmen aktiviert werden? Was löst es dort aus? Und wären Schüler*innen davon überfordert, eine solche Verantwortung zu übernehmen?